Könizer Zeitung 2014

Blick hinter die Symptome

 

Daniel Widmer schaut mit seinen Patienten hinter die Symptome von chronischen Leiden wie Kopf- oder Rückenschmerzen. «Oft sind diese ein Warnsignal des Körpers, dass die Richtung des eigenen Lebens nicht mehr stimmt.»

«In der westlichen Medizin werden oft nur Symptome bekämpft, statt den Ursachen auf den Grund zu gehen», findet Daniel Widmer aus Mittelhäusern. Sein Ansatz ist ein anderer: Für ihn steht der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt. Gemeinsam mit seinen Patienten will er hinter das Leiden blicken. Eine geeignete Methode sieht er in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). «In der TCM geht man davon aus, dass alle psychischen und physischen Vorgänge zueinander in Beziehung stehen und sich beeinflussen», erklärt er. «Ist der Mensch seelisch nicht im Gleichgewicht, kann sich dies in körperlichen Beschwerden äussern», so die Erfahrung von Daniel Widmer, der vor fünf Jahren eine TCM-Praxis eröffnete. Das nötige Wissen zum professionellen Therapeuten eignete er sich durch verschiedene Ausbildungen und in unzähligen Praxisstunden an. Nach seiner KV-Ausbildung absolvierte er unter anderem die vierjährige Ausbildung TCM/Akupunktur im SAKE Bildungszentrum in Bern. Bereits seit seiner Jugend habe er den Wunsch verspürt, seine Mitmenschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu unterstützen, so der 35-Jährige.

Verdrängte Sehnsüchte und Träume

In der TCM werden akute wie chronische Krankheiten behandelt. Akupunktur hat sich im Westen als hauptsächlich verwendete Methode etabliert und wird in der chinesischen Medizin als «äussere Therapie» bezeichnet. Das Gegenstück ist die «innere Therapie», die Anwendung von Arzneimitteln.

Die Behandlung wird je nach Diagnose mit Schröpfen oder Massagen ergänzt. Am Anfang einer Behandlung steht bei ihm das Gespräch. Mit Fragen, die oft auch unbequem sind, versuche er, den Patienten aus der Reserve zu locken und herauszufinden, was ihn begeistere und was er wirklich wolle im Leben. «Wofür er all den Aufwand betreibt…», erklärt Daniel Widmer. «Dabei ist es mir wichtig, auf jeden einzelnen Menschen individuell einzugehen. Es geht um die Selbsterkenntnis, um den eigenen Lebensplan, um eine wahrhaftige und oft sehr unangenehme Innenschau – das äussere dient nur als Reflexion meines Weges. »

Nicht gelebte Träume, eine unbefriedigende Partnerschaft, verborgene Sehnsüchte oder Frust am Arbeitsplatz äussern sich bei vielen in körperlichen Beschwerden. Als Beispiel nennt er eine Blasenentzündung. Diese ist in der TCM dem Bereich Wasser zugeordnet und steht für Angst. «Natürlich sollte das Leiden medizinisch umfassend abgeklärt werden. Bei einer chronischen Blasenentzündung könnte die Ursache aber beispielsweise in Ängsten liegen», erläutert er. «Chronische Kopf- oder Rückenschmerzen sind oft ebenfalls ein Signal des Körpers, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist.»

Sich selbst vertrauen

Wer sich selbstständig macht, verkaufe in erster Linie sich selbst, ist der Jungunternehmer überzeugt. «Man muss deshalb überzeugt sein von dem, was man anbietet», ist für ihn klar. «Plötzlich ist da kein Chef mehr, dem man die Schuld geben kann, wenn etwas nicht gut läuft.»

Um in der Selbstständigkeit erfolgreich zu sein, ist seiner Meinung nach nicht das Produkt ausschlaggebend, sondern die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen – und ins Leben zu vertrauen. Am Anfang befürchtete er «schon mal», zu wenig Kunden zu haben und zu wenig einzunehmen, um davon leben zu können. Existenzängste kenne er also gut. Seit er sich seinen Befürchtungen gestellt habe und alles nehme, wie es kommt, «ist es gut so, wie es ist». «Und wenn drei Kunden hintereinander absagen, beunruhigt mich das heute auch nicht mehr, denn dann habe ich mehr Zeit für mich.»